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Saturday, July 18, 2020

WM-Start in Jerez - Motorrad-Star Schrötter: Ich habe keinen Führerschein - Abendzeitung

rasibintangs.blogspot.com

Wenn man sich die Schieflagen anschaut, in denen Sie unterwegs sind, hat man das Gefühl, das Gesetz der Schwerkraft sei außer Kraft gesetzt.
Für uns ist das normal, aber wenn man manchmal dann Bilder sieht, denkt man schon mal: Wow, cool. Dass die Ellenbogen und alles am Boden schleifen, ist für uns normal. Wir brauchen das auch, weil wir oft am Grenzbereich fahren. Erst am Mittwoch bei den Tests ist mir zwei Mal das Rad weggerutscht, da ist man nahe am Sturz. Aber dadurch, dass du eh am Ellenbogen liegst, konnte ich die Maschine abfangen.

Der Ellbogen als Stützrad.
So schaut es aus. (lacht)

Marcel Schrötter: Seine Stürze und Verletzungen 

Vergangene Saison haben Sie sich bei einem Sturz einen vierfachen Schlüsselbeinbruch zugezogen, haben Sie irgendeine Ahnung, wie viel Stürze sie in Ihrem Leben hatten?
Boa, das kann man nicht mehr zählen. Bis auf die letzten zwei Jahre, wo ich mir immer wieder was gebrochen, war es fast alles harmlos. 2019 das Schlüsselbein, das Jahr davor den Mittelfußknochen. 2017 das Kahnbein am Handgelenk was bis heute noch Ärger macht. In der linken Schulter habe ich mir mal zwei Bänder gerissen. Und bei ein, zwei Stürzen war ich kurz bewusstlos. Aber alles in allem lief alles glimpflich ab.

Das liegt im Auge des Betrachters – macht es Ihnen eigentlich Spaß, auf der Straße Motorrad zu fahren?
Die Gefahren sind dort – anders als im Sport – kaum abzuwägen. Es macht keinen Spaß. Ich habe auch gar keinen Führerschein.

Wie bitte?
Ja, ich habe keinen Motorradführerschein. Ich fahre auf tollen Strecken, mit tollen Reifen. Auf der Straße hingegen, wenn ich mal mitfahre, hat man gleich ein mulmiges Gefühl. Vielen Hobbyfahren ist gar nicht bewusst, wie schnell was schiefgehen kann – und was dann passiert. Daher macht das gar keinen Spaß. Ich habe vor Kurzem eine alte Vespa gekauft und komplett restauriert, die darf ich mit dem Pkw-Führerschein fahren. Da habe ich Spaß. Ich werde auch mal den Führerschein machen, um mal was Größeres fahren zu können als eine 50er. Aber wirklich nur zum Baden, was Gemütliches halt.

Marcel Schrötter: Als kleiner Bub schon auf dem Motorrad

Dabei haben Sie bereits mit zweieinhalb Jahren erstmals ein Motorrad gesteuert.
Das stimmt. Ich habe einen älteren Bruder, der durfte vor mir anfangen, wir hatten eine kleine Yamaha – anfangs mit Seitenwagen. Er ist gefahren, ich war nur im Seitenwagen. Aber er ist so bescheuert gefahren, dass ich immer rausgeflogen bin. Da hatte ich keine Lust mehr – und wollte selber fahren. Ich hatte das Glück, dass mein Bruder zwar immer fahren wollte, aber er zu faul war, die Schutzkleidung anzuziehen. So hat ihn der Papa aber ned fahren lassen. Ich war immer in Schutzkleidung dagestanden und habe bei 40 Grad in der Montur geschwitzt. Und das obwohl ich nicht fahren durfte. Da war ich zweieinhalb Jahre. Ich konnte nur Fahrrad mit Stützrädern fahren. Der Papa hat dann gesagt, wenn ich Fahrrad ohne Stützräder fahren kann, darf ich auch das Motorrad fahren. Noch am gleichen Tag bin ich ohne Stützräder mit dem Fahrrad durchs Dorf gefahren – und dann eben auch Motorrad. Da haben alle schon gewusst, was ich für eine Leidenschaft dafür in mir habe.

Sie waren auch ein sehr, sehr guter Skifahrer.
Es gab einige Sportarten, in denen ich leider, sehr, sehr gut war. Leider, weil ich am liebsten alles gemacht hätte. Ich war damals in Ski-Kader, der Vorstufe zu den Nationalteams. Aber als ich so zwölf war, habe ich gesagt, es reicht. Mein Leben damals war das Motorrad im Sommer und im Winter Skifahren. Ich hatte damals schon mehr Spaß daran, Schanzen zu bauen und zu springen, als am eigentlichen Skifahren. Ich bin dann noch zwei Jahre Freestyle gefahren, war so eine Art Deutscher Meister. Dann habe ich es komplett gelassen. Von gefühlt 200 Skitagen im Jahr auf null. Fünf Jahre lang. Dann habe ich es irgendwann wieder mit Kumpels betrieben, aber so, dass der Apres Ski mindestens so wichtig war, wie das echte Skifahren. Auch im Eishockey war ich sehr gut. Aber am Ende war mir Motorradfahren immer wichtiger. Ich würde sagen, es war die richtige Entscheidung. (lacht)




July 18, 2020 at 07:51PM
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